Die Snowy Mountains

Freitag, der 10.02., war der Tag, an dem wir die Hauptstadt Canberra und das Australian Capital Territory wieder verlassen und uns in Richtung Süden aufgemacht haben. Wir haben vorher überlegt ob wir nochmal eher an die Ostküste fahren oder direkt an die Südküste und haben uns dann für die Südküste entschieden. Wir dachten uns, dass wir lieber etwas schneller nach Melbourne fahren und dass es an dem südöstlichen Zipfel Australiens nichts gibt, das wir unbedingt sehen müssen. Außerdem würden wir auf dem südlichen Weg noch an den sogenannten Snowy Mountains bzw. dem Mt Kosciuszko National Park vorbeikommen, der im Reiseführer wärmstens empfohlen wurde.
Die nächste Station hieß also Jindabyne, eine kleine Stadt direkt neben dem Nationalpark. Gleich  nach dem Frühstück sind wir dorthin aufgebrochen und hatten 140km Fahrt vor uns. Hier waren wir wieder mal froh, so eine gute Klimaanlage im Auto zu haben, weil es draußen echt warm war. Außerdem konnten wir eine weitere Sherlock Holmes Folge anhören, was zur Zeit unsere Lieblingsbeschäftigung im Auto ist.

In der Stadt angekommen sind wir ins Visitor Information Centre gefahren und haben uns über Walks in den Snowy Mountains und um den Mt Kosciuszko informiert. Das Gebirge ist Teil der australischen Alpen und Snowy Mountains bezeichnet den Teil der Berge, der in New South Wales liegt. Der andere Teil befindet sich in Victoria im Alpine National Park. Der Mount Kosciuszko ist übrigens mit 2228m der höchste Berg Australiens auf dem Festland.

Im Visitor Centre haben wir uns eine Map für verschiedene Walks für 1$ gekauft und uns einige Walks empfehlen lassen. Außerdem haben wir erfahren, dass der Eintritt für den Nationalpark 17$ pro Tag (also 24 Stunden) beträgt. Wenn wir also gleich mittags in den Park fahren würden, hätten wir am nächsten Tag nicht mehr so viel Zeit für den langen Walk auf den Mt Kosciuszko. Deshalb haben wir beschlossen noch in Jindabyne zu bleiben und erst gegen Abend auf unseren Campingplatz im Nationalpark zu fahren. Es gab eine Recreational Area im Ort, direkt am Lake Jindabyne. Dort war es total gemütlich, die Temperatur im Schatten ideal und wir haben den ganzen Nachmittag dort verbracht. In den See sind wir natürlich auch mal reingehüpft.

Gegen halb 6 sind wir dann zum Nationalpark losgefahren, haben unser Tagesticket an einer Entry Station gekauft und uns nach ein paar Kilometern Fahrt auf dem Campground Thredbo Diggings niedergelassen. Der war schon ziemlich voll, aber wir haben trotzdem einen ganz guten Platz gefunden. Das Gute ist, dass die Campingplätze im Nationalpark kostenlos sind, da man ja schon für den Besuch allein zahlt.

Bevor wir Essen gemacht haben, haben wir noch ein bisschen die Umgebung erkundet und sind zum Fluss runtergelaufen. Der ganze Campground war sehr idyllisch und ich konnte verstehen, warum wir hauptsächlich Familien auf dem Campingplatz gesehen haben.

Zum Abendessen gab es heute mal wieder was besonderes: Couscoussalat. Dazu etwas Wein. War ziemlich lecker. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es aber ziemlich schnell frisch, sodass wir uns bald ins Bett verzogen haben.

Am nächsten Morgen ging der Wecker schon um 6:15 Uhr und wir haben uns fertiggemacht während die Sonne aufgegangen ist. Um 8 Uhr sind wir losgefahren und gegen 9 kamen wir am Charlotte Pass an. Auf dem Weg dorthin haben wir auch gesehen, warum das Gebirge Snowy Mountains heißt: überall gab es Skilifte und Pisten und die ganze Region war ein einziges Wintersportparadies. Wir haben auch erfahren, dass im Winter der Eintritt in den Nationalpark mehr kostet. Sogar die Eukalyptusbäume, die dort wachsen, heißen Snow Gums. Muss schon witzig sein, Ski durch Eukalyptusbäume zu fahren.

Auf jeden Fall ist der Nationalpark im Sommer ein beliebtes Ziel für Wanderungen und der Charlotte Pass war Ausgangspunkt des 18km langen Summit Walk auf die Spitze des höchsten Berges des australischen Festlandes (9km hin und 9 zurück). An diesem Morgen haben wir uns sehr über das sonnige, warme Wetter gefreut. Natürlich haben wir uns an die Hinweise auf den Infoblättern gehalten und auch Jacken für schlechteres Wetter mitgenommen, da das alpine Klima wohl sehr unberechenbar ist. Ich sage nur eins: Gott sei Dank haben wir das gemacht! Zuerst war noch alles gut und die ersten 3km konnten wir mit schönstem Wetter laufen. Dann hat es aber plötzlich zum regnen angefangen, wobei auch sehr starker Wind aufzog und es ungemütlich kalt wurde. Der Wind hat uns die Regentropfen wie kleine Nadeln ins Gesicht gepeitscht und unsere Regenponchos über den Regenjacken waren den Böen auch nicht wirklich gewachsen. Irgendwie haben wir dann aber auch die letzten paar Kilometer noch nach oben geschafft. Wir wollten nicht abwarten und eventuell in einen noch größeren Sturm verwickelt werden.

Die Aussicht von der Spitze war traumhaft und man hat trotz des bewölkten Wetters meilenweit gesehen. Es gab eine Seite des  Berges, die dem Wind vollkommen ausgeliefert war und wo man wirklich aufpassen musste, dass man nicht runtergeweht wird. Aber auf der anderen Seite war es eigentlich ganz gut windgeschützt und dort haben wir dann auch Mittag gegessen. Der Regen hat inzwischen aufgehört und ohne Wind war es auch nicht so kalt. Gerade nachdem wir mit dem Essen fertig waren, hab ich eine dunkle, verwaschene Wolkenfront bemerkt, die sich dem Berg von der Windseite näherte. Ich dachte mir, dass die wahrscheinlich Regen bringt und wir haben uns sofort wieder abmarschbereit gemacht. Leider waren die Wolken schneller und wir sind noch nicht mal 300m gelaufen, als uns der Regen voll erwischt hat. Der erste Abschnitt des Weges nach unten lag auf der Windseite des Berges und wir haben den Sturm total abbekommen. Man konnte wirklich nur nach unten schauen und sich darauf konzentrieren, nicht weggeweht zu werden. Heftig! Und viele Menschen hatten nicht mal annähernd die Ausrüstung, die wir hatten, und kamen uns mit T-Shirt und kurzer Hose entgegen! Ich wäre erfroren!! Außerdem hatten viele nicht mal einen Rucksack dabei, sondern nur eine kleine Wasserflasche in der Hand. Wie kann man denn so eine kilometerlange Wanderung ins Gebirge auf sich nehmen?! Da kann ich wirklich nur den Kopf schütteln. Auch wenn ich dazu sagen muss, dass es einen etwas kürzeren Weg auf den Berg gab, der nur 11km oder so lang war und bei dem man einen Lift für 30$ pro Person zahlen muss. Aber trotzdem...

In dem Pass direkt unterhalb der Spitze des Mount Kosciuszko gab es ein Klohäuschen und dort haben wir eine kleine Rast gemacht. Auch einige andere Wanderer haben sich dort untergestellt. Wir haben bemerkt, dass Andis Poncho vom Wind zerrissen wurde und haben überlegt, wie wir weiter vorgehen wollen: warten oder gleich runter? Wir haben uns entschieden, dass wir gleich weitergehen, weil wir nicht abschätzen konnten wie sich das Wetter entwickelt und es eigentlich nicht viel schlimmer kommen konnte. Uns war kalt, von den Hüften abwärts waren wir durchnässt und was hätten wir beim Warten tun können ohne wirkliche Möglichkeit uns aufzuwärmen? Da war Bewegung besser.

Also ging es wieder rein in den Sturm. Nach 3km oder so gab es eine kleine Hütte am Weg, wo wir erneut eine Pause gemacht haben. Dort haben wir auch auf dem Hinweg schon kurz gehalten und wussten deshalb, dass sie sich für eine kurze Auszeit vom Wind gut eignet. Dort haben wir nochmal was kleines gegessen und sind dann weitergelaufen. Ungefähr dort, wo sich das Wetter beim Hinweg ins Negative gewandt hat, wandte es sich nun wieder ins Positive. Der Regen hörte auf, der Wind war nicht mehr so heftig und nach und nach kam sogar wieder die Sonne raus. Kurz vor dem Ende hatten wir wieder schönstes Wetter. Ein Blick zurück zum Mount Kosciuszko sagte uns, dass auch dort nun die Sonne schien. Tja, da haben wir wohl mal wirklich Pech mit dem Zeitpunkt unserer Wanderung gehabt. Gott sei Dank waren wir einigermaßen gut ausgerüstet, auch wenn das ganze zwischenzeitlich wirklich nicht spaßig war. Da wir so schnell gelaufen sind, tat uns jetzt auch alles weh. Wir waren wirklich froh, dass der Walk zu Ende war. Eine lustige Sache nebenbei: am Ende der Wanderung waren unsere Klamotten eigentlich schon wieder komplett trocken. Da hatte es doch noch einen Vorteil keine lange Jeans angehabt zu haben. Die hätte länger zum trocknen gebraucht!
Nachdem wir gegen 4 Uhr nachmittags wieder in Jindabyne angekommen waren, haben wir in den Holiday Park eingecheckt und den Rest des Tages gemütlich angehen lassen. Da es jetzt wieder ziemlich heiß war, haben wir unsere Gliedmaßen kurz im See gekühlt, danach geduscht, ein Abendessen aus Brotzeit und Resten gemacht, mit den Familien geskypt bzw. telefoniert und sind schließlich ins Bett gefallen. Leider war die Nacht nicht besonders erholsam, da es ein heftiges Gewitter mit starken Blitzen, Wind und Regen gab. Schon am Vorabend konnten wir ein beeindruckendes Lichter-Schauspiel am Horizont beobachten.

Am nächsten Morgen war das Wetter gerade schön, als unser Wecker um 8:00 Uhr ging. Wir haben nur den Fehler begangen und sind nicht sofort aufgestanden. Gerade als wir es dann getan haben, hat es wieder angefangen zu regnen und wir sind ganz schnell mit unseren Frühstückssachen in die Camp Kitchen geeilt. Gott sei Dank hatten wir die Möglichkeit eines Unterstands an diesem verregneten Morgen.

Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir um 10:00 Uhr ausgecheckt, sind kurz einkaufen gefahren und haben uns dann auf die Weiterreise Richtung Küste gemacht. Unsere nächste Station hieß Lakes Entrance, ein Touristenort an der Gippsland Lakes Coast im Staat Victoria. Dorthin waren es 320km, wofür wir 4 Stunden gebraucht haben und wovon es ungefähr 3 Stunden geregnet hat. Also ein perfektes Wetter für einen Roadtrip. Unsere Erlebnisse an der Küste gibt es dann in den nächsten Beiträgen :)
Lake Jindabyne

Am Fluss des Campgrounds im Mt Kosciuszko National Park


Andi am Fluss und viele Kinder im Hintergrund

Total idyllische Aussicht

Versuch, durch das steinige Flussbett zu laufen

Ein bisschen im Wasser spielen

Unser Auto auf dem Campingplatz

Andi am Auto

Sonnenaufgang am naechsten Morgen

Parken am Strassenrand beim Charlotte Pass

Charlotte Pass auf 1835m

Aussicht von einem kleinen Lookout am Charlotte Pass

Anfang unserer Wanderung

Der Weg ins Gebirge

Panorama vom tollen Wanderweg

Der Snowy River

Bruecke ueber den Snowy River

Snowy River in die andere Richtung

Immer vorwaerts

Kleine Huette, die zum rasten einlaedt

Ein Innenraum der Huette - sogar mit Ofen

Schon ist der Mt Kosciuszko in Sicht

Aussicht vom Gipfel in die Richtung aus der wir gekommen sind

Aussicht ueber die Berge

Wir auf dem Gipfel

Nochmal wir, vor einer anderen Aussicht

Auf dem Rueckweg (wo das Wetter schon wieder besser war)

Unser Platz direkt am See in dem Holiday Park in Jindabyne

Regenbogen ueber dem See am naechsten Morgen (kurz bevor es angefangen hat zu regnen)

Blick ueber den Lake Jindabyne bei der Rueckfahrt aus dem Nationalpark

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