Die Zeiten ändern sich

Sooo, wir haben jetzt tatsächlich unser Auto verkauft! Verrückt! Es ist ein extrem komisches Gefühl, dass das treue Auto, in dem wir jeden Tag verbracht und in dem wir gelebt haben, jetzt bei jemand anderem steht. Und wir dafür wieder jede Strecke zu Fuß zurücklegen müssen :D Die Geschichte dahinter gibt's hier:

Noch am Dienstag sah es ja so aus als würden wir gar keinen Käufer finden. Später am Abend haben wir dann jedoch eine Anfrage von einem deutschen Pärchen erhalten, das das Auto gern anschauen würde. Wir haben dann gleich für den nächsten Tag einen Termin ausgemacht, für abends um halb 5, wenn beide von der Arbeit zurück sind. Am Mittwoch tagsüber haben wir erstmal noch andere Dinge erledigt, etwas länger geschlafen (weil ich ja immer noch krank war), geduscht etc. Am frühen Nachmittag sind wir dann losgefahren, haben im nahegelegenen Einkaufszentrum Nasenspray für mich nachgekauft (3mal so teuer wie bei uns!) und sind dann nach Balaclava gefahren, dem Stadtteil, in dem unsere potentiellen Käufer wohnten. Vor dem Treffen haben wir nochmal bei einer Waschanlage gehalten und sind mit dem Abspritzteil drübergegangen. Von dem Glanz des letzten Waschens war leider nicht mehr viel übrig, weil wir auf dem Campingplatz unter einem Baum standen, den viele Vögel ganz toll fanden. Also war unser Auto ziemlich vollgekackt. Das macht bekanntlich keinen besonders guten ersten Eindruck, also haben wir nochmal 3$ investiert und das Auto wieder sauber gemacht.

Bei der angegebenen Adresse angekommen, haben uns Richi und Mette sehr nett begrüßt und sich zusammen mit einem Mitbewohner, der sich etwas mehr mit Autos auskennt, unser Auto angeschaut. Ihnen hat es sehr gut gefallen und auch der „Experte“ (der nicht mehr Ahnung hatte wie Andi auch) fand das Auto gut. Erst am Vortag haben sie sich ein Auto angeschaut, bei dem sie bei der Besichtigung rausgefunden haben, dass sich wegen eines zu niedrigen Ölstands ein Loch in den Motor gefressen hat und sie diesen komplett hätten austauschen müssen. Da hat unser Auto einen besseren Eindruck gemacht :D Die leuchtende Kühlerflüssigkeitsleuchte hat niemanden gestört und die Motorleuchte haben wir nicht erwähnt, da das Problem ja behoben war. Nachdem Richi eine kurze Probefahrt mit Andi unternommen hat (Mette hat gar keinen Führerschein), war er vollends begeistert und wollte das Auto haben. Das einzige Problem war, dass die beiden nur 3.500$ aufbringen konnten. Sie hatten nicht mehr angespart. Uns war das ein bisschen zu wenig und wir haben beschlossen alle nochmal eine Nacht drüber zu schlafen. Andi und ich hatten uns vorher schon beraten und gemeint, dass wir es auch für 3.500$ verkaufen würden, aber dass wir natürlich versuchen mehr rauszuholen. Am Abend kam von den beiden schließlich eine SMS, dass sie das Auto sehr gern für 3.500$ kaufen würden. Wir haben geschrieben, dass es für 3.700$ ihnen gehört. Die Antwort kam erst am nächsten Morgen und in der stand, dass ihnen ein Mitbewohner noch 100$ leihen kann, sodass sie uns 3.600$ zahlen können. Wir haben dann ein bisschen überlegt, weil wir in der Nacht noch eine weitere Anfrage bekommen haben, in der uns eine Frau ihre Nummer hinterlassen hat, damit wir sie anrufen können – also etwas seriöser als die vorigen Anfragen. Da wir aber nicht sicher waren, ob sie uns tatsächlich mehr bieten würde und wir mit einem weiteren Besichtigungstermin noch mehr organisatorischen Aufwand hätten, haben wir uns dazu entschieden, das Auto für 3.600$ zu verkaufen. War zwar schon weniger als wir uns erhofft hatten, aber es ist halt in Melbourne im Moment einfach keine Backpacker-Saison und zumindest hätten wir es dann los. Auch Richi und Mette sind keine Australienneulinge, sondern schon seit 7 bzw. 4 Monaten hier. Jetzt wollen sie ein Auto, um ein bisschen zu reisen und farm work für ihr 2nd year visa zu machen. Also wäre auch unser gemütliches Bett weiterhin genutzt und die beiden hätten ein tolles Auto für alle möglichen Abenteuer.

Schlussendlich haben wir dann gestern morgen gleich einen weiteren Termin mit ihnen ausgemacht, um die Papiere auszufüllen, das Auto zu übergeben und das Geld entgegenzunehmen. Da es für uns am praktischsten war, das Ganze gleich an diesem Tag zu machen, haben wir nochmal die gleiche Zeit wie am Vortag für das Treffen ausgemacht. Vor dem Termin haben Andi und ich dann erstmal unser ganzes Zeug vom Campingplatz gepackt und dort ausgecheckt. Da war es zwar schon Nachmittag, aber da die Nacht von Donnerstag auf Freitag für uns eigentlich kostenlos gewesen wäre (wir waren schon 6 Nächte da und die siebte gibt’s immer gratis), wir aber wegen unserer bereits gebuchten AirBnB Unterkunft nicht bleiben konnten, haben wir mit der Lady vom Platz ausgemacht, dass wir einfach später auschecken. Die Frau dort war sowieso sehr nett gewesen und am Ende haben wir uns auch nochmal extra von ihr verabschiedet.

Vom Campingplatz sind wir direkt zu unserem AirBnB einmal quer durch die Stadt gefahren. Dort haben wir eingecheckt und unsere Sachen ins Zimmer gebracht. Chris, der uns die Tür geöffnet hat, schien sehr nett zu sein und unser Zimmer war auch ok. Wir wussten ja schon vorher, dass die Unterkunft nicht hammermäßig ist, weil sie ja nur halb so viel gekostet hat wie die anderen.
Nachdem wir alle Sachen aus dem Auto aus und im Zimmer einigermaßen eingeräumt  hatten, haben wir noch schnell was gegessen und sind dann ein letztes Mal ins Auto gestiegen. Es ging nochmal quer durch die Stadt vom westlichen Vorort Sunshine, wo wir nun wohnen, nach Balaclava im Südosten. Es war komisch in so einem leeren Auto zu fahren und sich bewusst zu sein, dass es das letzte Mal sein wird...

Die Übergabe mit Geldaustausch und allen Formalitäten hat gut geklappt, wir haben den beiden noch alle Sachen im Auto gezeigt und ein paar Dinge erklärt und schließlich haben wir uns zu Fuß auf den Weg gemacht. Irgendwie war es ein trauriger Moment, das Auto einfach in der Einfahrt stehen zu lassen. Die Zeiten ändern sich!

Nach der Übergabe sind wir ungefähr 20 Minuten zum Strand im Stadtteil St. Kilda gelaufen. Dort gibt es einen Steg mit einem Wellenbrecher aus großen Steinen, an denen abends die Little Penguins an Land kommen, die wir auch schon auf Philip Island gesehen haben. Dort wollten wir uns mit Ayaka treffen, einer Japanerin, die wir beim Grape Picking kennengelernt haben. Sie war zufällig jetzt auch in Melbourne und an diesem Abend ging ihr Flieger nach Hause, sodass das die letzte Möglichkeit war uns nochmal zu sehen. Ayaka war mit zwei Freundinnen (auch aus Japan) unterwegs, die auch sehr nett waren, und zusammen sind wir ein bisschen über den Pier gelaufen, haben die Pinguine angeschaut und uns unterhalten. Das war echt witzig, weil die zwar alle gut englisch konnten, aber das doch irgendwie anders sprechen und anders artikulieren wie wir. Irgendwie süß. So anders halt :D

Nach den Pinguinen sind wir zu einer Straße gelaufen, wo es ein paar Take-aways gab und haben uns in den „Lord of the Kebab“ gesetzt. Wir hatten ja noch nichts zu abend und inzwischen war es schon nach 8. Andi und ich haben uns etwas geteilt, das bei uns Dönerbox heißen würde und es war echt lecker und nicht teuer. Danach haben wir uns verabschiedet, weil Ayaka noch ihr Gepäck bei der Wohnung der Freundinnen abholen musste bevor sie zum Flughafen fährt. Eigentlich hätten wir zusammen fahren können, aber der Dönerladen war direkt vor einer Tramstation und so sind Andi und ich schonmal vorgefahren. Ich war auch ziemlich fertig nach dem Tag und ja immer noch nicht wirklich gesundheitlich fit.

Leider hatte die Tram ein paar Minuten Verspätung und unser Anschluss an der Flinders Station ist uns vor der Nase weggefahren. Wir mussten 25 Minuten auf den nächsten Zug warten. In der Zwischenzeit haben wir uns heiße Schokolade an einem Stand gekauft und in der Bahnhofshalle Leute beobachtet. Ist immer wieder interessant :D

Nach weiteren 30 Minuten Bahn fahren und 15 Minuten laufen waren wir endlich am AirBnB angekommen. Dort hat uns erstmal ein ziemlich kaltes Zimmer erwartet. Zwar war Ying, Chris‘ Freundin, die die Sache mit dem AirBnB organisiert, sehr nett und hat uns gleich eine zweite Decke organisiert, aber die Luft in unserem Zimmer war trotzem eisig. Es gibt nur einen Gasofen im Haus, im Wohnzimmer und unser Zimmer ist am weitestmöglichen von dort entfernt, außerdem ein Eckzimmer und es hat ein undichtes Fenster. Ist halt alles sehr alt. Wir haben uns dann vor dem Ofen etwas aufgewärmt und derweil die Zimmertür aufgelassen, damit wenigstens etwas Wärme reingeht. Vor dem Ofen haben wir dann auch das Pärchen kennengelernt, das in dem anderen AirBnB Zimmer im Haus lebt und auch heute eingezogen ist. Die beiden kommen aus Südkorea und fangen in ein paar Wochen eine Arbeit nahe Melbourne an.

Recht spät sind wir schließlich ins Bett, mit 4 Decken, 3 Wärmflaschen und ein paar Schichten an Klamotten. Es war echt kälter als im Auto!! So hatten wir uns unsere erste Nacht seit langem in einem richtigen Bett nicht vorgestellt.

Heute Morgen haben wir wieder etwas länger geschlafen und Gott sei Dank war es dann auch nicht mehr so kalt. Mir geht es inzwischen wieder etwas besser, aber noch nicht wirklich gut. Dieser Schnupfen ist echt hartnäckig. Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir ein bisschen gewaschen, unsere Autoversicherung gekündigt, geduscht und sind schließlich mit Rucksäcken bewaffnet Richtung Sunshine Zentrum gelaufen, wo wir einkaufen wollten. Außerdem waren wir dort bei der Bank und haben das Geld vom Autoverkauf eingezahlt.

Als wir gegen halb 6 zurückkamen, war das Haus leer und wir haben direkt mit dem kochen angefangen, weil wir Hunger hatten. Es gab panierte Fischfilets mit Salat und Knoblauchbrot. Als besonderes Schmankerl zum feiern, hat der Andi einen Hummerschwanz gekauft. Er wollte unbedingt mal Hummer essen und in Deutschland ist das ja unbezahlbar. Beim Woolie gab es jetzt grade Hummerschwänze im Angebot, einer für 7,50$. Ich fand das immernoch echt übertrieben, aber was soll’s, einmal probieren kann man ja mal. Er hat dann gegooglet wie man das am besten zubereitet und ihn schließlich in einem Öl-/Weinsud gebraten bzw. gegart. Das Resultat war lecker, aber den hohen Preis kann ich trotzdem nicht nachvollziehen :D


Jetzt sind wir im Bett und ab morgen gibt es wieder ein bisschen sightseeing in der Stadt. Das Wetter soll morgen noch ganz gut sein und ab dann wieder regnerisch, sodass wir uns überlegen müssen, was wir wann  machen. Ich freu mich schon auf neue Einblicke in Melbourne und hoffe, dass unsere letzte Woche in Australien noch schön wird. Jetzt, wo das Auto verkauft ist, sind wir frei und müssen uns um nichts großartig organisatorisches mehr kümmern. Das wird toll :)

St Kilda bei Nacht

Blick in die andere Richtung

Blick zur Stadt auf dem Steg

Glaenzende Lichter am Horizont

Alles spiegelt sich im glatten Wasser

Little Penguins auf dem Steg

Da sind die suessen Tierchen

Boote vor dem Lichtermeer der Stadt

St Kilda mit Vollmond

Nochmal die Boote

Noch mehr kleine Pinguine

Unser Zimmer im AirBnB

Das Wohnzimmer

Die Kueche und die Waschmaschine

Toilette mit Vorhang anstatt Tuer

Das Bild haben wir damals in Penola noch gemacht mit den Arbeitskollegen. Die neben Andi ist Ayaka, die wir jetzt in Melbourne wiedergetroffen haben :)

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